Chronik verborgenen Schaffens
1980er: Auftakt in düster und bööööööse
Wann ich eigentlich mit dem Lieder-Schreiben angefangen habe, weiß ich gar nicht. Ich weiß nur, dass ich zu Beginn für eine Band schrieb, die es gar nicht gab. Natürlich auf Englisch. Muss ja. Und, wie es sich gehört für a) Heavy Metal (war ne ganz harte, diese Band, die es nicht gab) und b) die Pubertät, ging es primär um die Schlechtigkeit der Welt und diverse angebliche Abgründe in mir und um mich, mitsamt Düsternis und Kälte und allem drum und dran. Nach und nach kam ein wenig Weltverbesserung dazu, gegen Krieg und solche Dinge. Oder auch mal was für ein Mädel, das aber nichts davon wissen durfte.
Es existieren Aufnahmen aus der Zeit, für die ich einige Songs mit Papas Alleinunterhalter-Keyboard arrangiert hatte. Außer „Rock I“ und „Rock II“ mit gewissen Variationsmöglichkeiten gab's da kaum Grundlagen („Rumba“ oder „Wiener Walzer“ waren hierfür nicht wirklich verwendbar). Und so klingen die Aufnahmen auch: zum Davonlaufen.
Eine in vielerlei Hinsicht "düstere" Vergangenheit.
die 1990er: die Verwandlung (ohne Käfer, mit Sven Regener)
Mit der Zeit begann ich mehr und mehr, die Sache auf das Klavier als Begleitinstrument zu reduzieren.
Den letzten Schritt zu dem, was ich bis heute tue, ging ich etwa Mitte der 90er: Dank eines damaligen WG-Genossen kam ich in Kontakt mit der Musik von „Element Of Crime“, vor allem mit den genialen Texten von Sven Regener. Nach allem, was mich bis dahin immer an Muttersprachlichem - soweit es mir geläufig war - abgeschreckt hatte, war das der „ach, SO geht’s also auch!“-Impuls. Ab da versuchte ich es ebenfalls auf Deutsch.
Bis 1999 waren etwas mehr als 20 Lieder entstanden, die ein freundlicher Nachbar und Tonstudio-Betreiber aus meinen meist abendlichen Klavier-Sessions zu kennen gezwungen war. Glücklicherweise hielt er sie für hörbar, und so kam es dazu, dass ich im September 19 der Stücke einfach mal spaßeshalber bei ihm aufnahm. Das war quasi die Manifestation meines (wenn auch noch mehr oder weniger heimlichen) Liedermacherdaseins.
die 2000er: abgebrochene Anläufe
Meine Texte waren inzwischen keine fiktiven, am besten dramatisierten Geschichten mehr, und schon gar nicht dienten sie der Weltverbesserung. Vielmehr erzählten sie persönliche, reale Geschichten aus meinem Leben - allerdings nur einem sehr eng begrenzten Kreis mir vertrauter Zuhörer. Nun ja, sein Tagebuch lässt man ja auch nicht jeden lesen. Außerdem hatte ich mit Band und Duo immer ein unterhaltsames bis albernes Image gepflegt; so nebenbei plötzlich etwas völlig Anderes... Das erschien mir schwierig. Dies und ein Berg Scheu als Sahnehäubchen hielten mich trotz einigen freundlichen Zuspruchs (um nicht zu sagen: Drängens) der Eingeweihten davon ab, mit meinen Liedern vor die Tür zu gehen.
Ein paar wenige Anläufe gab es trotzdem, insbesondere mit der Intention, die Sachen mit ein paar mehr Instrumenten aufzumöbeln, sei es im Studio am PC oder gemeinsam mit anderen Musikern. Der vielversprechendste davon war wohl der mit den Resten meiner Ex-Band "MrsMartyn". Leider zogen diese dann vorsichtshalber weit weg, so dass das Ganze im Sande verlief.
die 2010er: Selbstüberrumpelung
Zwölf Jahre nach der ersten Studio-Session, also einige sich abwechselnde Schaffens-Schübe und -Pausen später, begab ich mich im Mai 2011 mal wieder ins Studio meines (inzwischen Ex-)Nachbarn und nahm 14 weitere Lieder an einem einzigen Abend auf. Entstanden ist eine Demo-CD, die ich mir sogar selber ab und zu anhöre. Und das will was heißen.
2012 war es dann soweit: Der Gedanke "Warum soll all das ungehört vor sich hin schimmeln?!" gewann immer wieder mal die Oberhand. Jeweils nur kurzzeitig zwar, bevor er von besagter Scheu wieder niedergeprügelt wurde, aber im Sommer setzte ich mir bei so einer Gelegenheit einfach selber einen Rückwärts-Stopper, verkündete an diversen Stellen, mich jetzt offiziell als Liedermacher zu outen, und schubste mich mit meinen Werken unter fremde Leute.
Eine sehr gute Entscheidung, wie ich rückblickend finde.